Verfluchte Wünsche by Carina Mueller

Verfluchte Wünsche by Carina Mueller

Autor:Carina Mueller
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2014-10-13T22:00:00+00:00


13.

Den nächsten Morgen wollte ich nach Sport zu meinem Unterricht, als Ratte und sein Gefolge mir mal wieder auflauerten.

»Annie?«, rief Ratte.

»Ich hab keine Zeit …«, sagte ich. »Ich muss zum Unterricht.«

»Wir wollten dir nur sagen, dass Tegan und Fero heute ab den Therapiestunden nicht mehr im Haus sind. Falls du immer noch Raik loswerden willst, wäre das deine Gelegenheit …«

Das wollte ich tatsächlich. Doch nicht so, wie sie vielleicht meinten. Ich wollte einfach nur, dass ich schneller hieraus kam. Und seit gestern Abend erst recht …

»Danke«, rief ich erfreut und machte mich auf den Weg zum Unterricht. Melina wollte vorher noch in der Kantine vorbei und sich ein Brötchen holen, somit hatten wir vereinbart, dass wir uns im Klassenraum treffen würden.

Ich saß bereits im Unterricht, als Melina mit ihrem Brötchen hereingeschneit kam. Sie strahlte übers ganze Gesicht.

»Was ist los? Schmeckt das Brötchen so toll?«, scherzte ich.

»Nein … ich darf heute Abend nach Hause«, strahlte sie mich an.

»Wie? Warum das denn?« Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme eher bestürzt als erfreut klang. Eigentlich hätte ich sie ja dazu beglückwünschen müssen, doch das einzige, woran ich denken konnte war, dass ich dann allein zurück blieb.

»Tegan war gestern Abend noch mal auf meinem Zimmer und wollte wissen, warum ich so verheult ausgesehen hab. Da hab ich dir das mit meinen Eltern erzählt und sie hatte Mitleid, so dass sie bei Ansgar eine frühzeitige Entlassung erwirkt hat.«

Entgeistert schaute ich sie an. »Das freut mich für dich«, presste ich hervor, doch Melina lächelte.

»Keine Sorge. Ich hab Tegan auch von unserem Gespräch erzählt und nun ist sie der Meinung, dass ich dir guttun würde und wir dürfen telefonieren, wann immer wir möchten. Sie wird dir sogar höchstpersönlich dein Handy vorbeibringen, damit du das nicht im Beisein von Ansgar machen musst.« Ich lächelte zaghaft zurück. Ich wusste nicht, ob ich mich wirklich darüber freuen oder direkt losheulen sollte. Andererseits gönnte ich es Melina. Sie war so ein lieber, herzensguter Mensch. Sie war hier absolut fehl am Platz und unter den bekannten Umständen hatte sie es mehr als verdient, endlich ihre Familie in die Arme schließen zu dürfen, um noch jede verbleibende Minute mit ihnen auskosten zu können. Nach dem Unterricht ging ich ebenfalls in die Kantine, bevor meine Therapiestunde anfing. Auf dem Weg dorthin lief ich Ratte über die Füße. Glücklicherweise registrierte er mich nicht, doch allein sein Anblick erinnerte mich daran, was er mir vorhin bzgl. Tegan, Fero und der Therapiestunde gesagt hatte. Und wenn mit meinem Wunsch gleich alles so klappte, wie gedacht, ich bestimmt bald selbst wieder nach Hause konnte und mit einem Schlag war die Sache mit Melina gar nicht mehr so schlimm.

Ich futterte mein Brötchen auf und ging Punkt 13 Uhr zu meiner Sitzung. Raik erwartete mich bereits.

»Nimm doch bitte Platz, Annie«, forderte er mich auf und setzte sich selbst auf den Stuhl gegenüber.

»Tegan hat mir von deinem Gespräch mit Melina erzählt. Ich bin sehr stolz auf dich.«

Fragend schaute ich ihn an. Warum sollte er deswegen stolz auf mich sein?

»Wunderst du dich?«

Ich nickte und schaute dabei über seine Schulter hinaus zum Fenster.



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